Ein Eigentor ist auch ein Tor – nur halt nicht das, was du wolltest.

Kristin Kirchhoff

Kristin Kirchhoff

01.04.2025

Neulich telefonierte ich mit einem guten Freund. Ich erzählte ihm von einer Situation, in der ich wirklich alles richtig machen wollte – durchdacht, souverän, fast schon vorbildlich. Und dann? Ging es komplett nach hinten los. So richtig. Ich war nicht nur gescheitert, ich hatte aktiv dazu beigetragen, dass es schiefging.

Ich seufzte, er lachte und sagte nur:
„Naja Kristin, ein Eigentor ist auch ein Tor.“

Ich musste lachen. kurz heulen. Und dann dachte ich: Mist, er hat recht.

Eigentore haben einen schlechten Ruf. Sie sind peinlich, sie fühlen sich unnötig an, sie bleiben hängen. Wer ein Eigentor schießt, kann sich sicher sein: Niemand vergisst es. Besonders nicht man selbst.

Und doch ist ein Eigentor ein untrügliches Zeichen dafür, dass man im Spiel war. Dass man es versucht hat. Dass man, anstatt ängstlich am Rand zu stehen, aktiv geworden ist. Und das ist mehr, als man von all denen behaupten kann, die nie den Mut hatten, überhaupt auf den Ball zu treten.

In meiner Arbeit als Coach und Mediatorin begegne ich oft Menschen, die ihre Fehler für den Beweis halten, dass sie ungeeignet, unfähig oder einfach zu kompliziert sind. Die Führungskraft, die eine große Entscheidung trifft und sich kurz darauf fragt, ob sie damit gerade ihre Glaubwürdigkeit ruiniert hat. Der Gründer, der mit einer brillanten Idee antritt und dann merkt, dass der Markt ihn kollektiv ignoriert. Die Klientin, die sich fest vornimmt, ruhig zu bleiben – und sich dann doch mit voller Wucht in den Konflikt stürzt.

Ihr Fazit? „Ich hab’s vermasselt.“

Aber ist das wirklich der Punkt? War der Fehler nicht vielleicht die einzig logische Folge davon, dass sie etwas riskiert haben? Dass sie dachten, sie könnten es schon – und jetzt wirklich wissen, wie es geht?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand je durch Perfektion gewachsen ist. Fortschritt kommt nicht durch makellose Entscheidungen, sondern durch das Wissen, was nicht funktioniert. Ein Eigentor zeigt uns, wo wir uns überschätzt, falsch eingeschätzt oder einfach auf den falschen Moment gesetzt haben. Und genau das macht uns klüger.

Also ja, natürlich ärgert man sich. Man schämt sich. Man würde am liebsten das Spielfeld verlassen und so tun, als sei man nie dabei gewesen. Aber am Ende bleibt eine Wahrheit bestehen:

Ein Eigentor ist auch ein Tor. Vielleicht nicht das, das wir geplant hatten, aber eines, aus dem wir sicher mehr lernen als aus jeder verpassten Chance.

Und dann? Spielen wir weiter.

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