„Es ist eher typisch, dass wir gern mehr verzeihen wollen als verzeihlich ist.“

Kristin Kirchhoff

Kristin Kirchhoff

28.04.2025

Ich habe diesen Satz gestern im Auto gehört. Irgendwo auf dem Weg nach Schweden, Podcast an, stundenlang Zeit, um einfach zuzuhören. Es war (mal wieder) eine Folge im Hotel Matze mit Verena König, einer wahnsinnig inspirierenden Traumatherapeutin, deren Stimme ich schon oft gehört habe – ruhig, klar, immer auf den Punkt. Und dann dieser eine Satz.

Ich hab kurz pausiert. Wieder zurückgespult. Noch mal gehört.

Und dachte nur: ja. Genau das.

Denn das kenne ich. Dieses Bedürfnis, Frieden zu machen, auch wenn es dafür eigentlich keinen echten Boden gibt. Dieses Gefühl, jemandem verzeihen zu wollen – nicht weil es sich stimmig anfühlt, sondern weil man einfach nicht mehr kämpfen will. Weil es anstrengend ist, wütend zu sein. Oder verletzt. Oder enttäuscht. Oder traurig.

Und weil wir gelernt haben, dass Verzeihen irgendwie „besser“ ist. Erwachsener. Spiritueller vielleicht sogar. Aber was ist, wenn es gar nicht immer möglich ist? Oder manchmal einfach nicht gesund?

Vergebung ist kein schneller Ausweg. Und nicht zwangsläufig ein Zeichen von Reife oder Stärke?! Manchmal ist sie einfach ein Reflex, um schneller wieder „funktionieren“ zu können.

Aber wirkliche Heilung hat ein anderes Tempo. Sie braucht Ehrlichkeit – vor allem mit sich selbst. Die Bereitschaft, genau hinzusehen. Zu fühlen, was eigentlich gefühlt werden will. Und zuzugeben, dass man (noch) nicht in der Lage ist zu vergeben. Oder vielleicht auch nie.

Und manchmal beginnt Heilung genau da: bei der Anerkennung, dass etwas nicht verzeihlich war. Nicht in dem Sinne, dass man ewig nachtragend bleibt – sondern in dem Sinne, dass man aufhört, sich selbst zu erzählen, dass es „nicht so schlimm“ war. Dass man es doch irgendwie verdient hat. Oder dass man „zu empfindlich“ war.

Dieser Satz hat mich daran erinnert, dass es okay ist, noch nicht bereit zu sein. Und dass es eine Form von Selbstachtung ist, das auch so zu lassen.

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