Es ist einfacher Fehler zu verkraften als Versäumnisse.

Kristin Kirchhoff

Kristin Kirchhoff

14.03.2025

Fast 40 ist ein merkwürdiges Alter. Alt genug, um rückblickend klug zu wirken, aber jung genug, um sich später für genau diese Rückblicke zu schämen. Zu jung für ein Vermächtnis, aber alt genug, um über Zahnzusatzversicherungen nachzudenken. Und vor allem: Alt genug, um zu merken, dass nicht die Fehler es sind, die wirklich nagen.

Und Fehler? Habe ich gemacht. Peinliche, teure, unnötige. Ich habe Chancen übersehen, die mir direkt ins Gesicht gebrüllt haben, und Gelegenheiten ergriffen, die eigentlich nur schlechte Ideen mit Schleife waren. Ich habe Dinge gesagt, die ich besser für mich behalten hätte, und geschwiegen, wenn ich hätte sprechen sollen.

Und genau das höre ich immer wieder. Menschen erzählen mir in Coachings von Fehltritten, Umwegen, Entscheidungen, die sie bereuen. Noch häufiger erzählen sie von dem, was sie nicht getan haben.

Fehler sind nicht das Problem. Versäumnisse sind der wahre Endgegner.

Fehler haben eine klare Dramaturgie: Sie passieren, tun weh, wir lernen daraus – oder erzählen sie später als Anekdote. Versäumnisse sind still. Sie lassen sich nicht reparieren, nicht umdeuten, nicht wiedergutmachen. Denn sie sind nie passiert.

„Was wäre gewesen, wenn?“ ist eine der hartnäckigsten Fragen des Lebens. Kein lautes Bedauern, sondern ein leises Fehlen. Sie taucht nicht sofort auf, sondern nistet sich langsam ein. In ruhigen Nächten. Auf langen Autofahrten. Beim Wiedersehen mit jemandem, den wir längst hätten ansprechen sollen. Beim Gedanken an ein Risiko, das wir nicht eingegangen sind. Fehler bringen Schmerz, ja – aber wenigstens hinterlassen sie Spuren. Versäumnisse hinterlassen nur Lücken.

Vielleicht haben wir vieles falsch gemacht. Vielleicht zu lange gezögert, zu schnell entschieden, zu laut geredet, zu leise geblieben. Vielleicht haben wir uns blamiert, verrannt, zu viel gewollt, zu wenig gewagt. Aber wenigstens haben wir es versucht. Wenigstens haben wir entschieden.

Fehler tun irgendwann nicht mehr so weh. Versäumnisse schon.

Also, falls wir uns gerade fragen, ob wir etwas wagen sollen: Warum nicht? Vielleicht wird es ein Fehler. Vielleicht auch nicht.

Aber eines ist sicher: Versäumnisse sind der schlechtere Deal.

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