Das hier ist persönlich. Menschen, die mich gut kennen, würden vielleicht sagen: Das ist einer meiner größten inneren Widersprüche.
Ich bewege mich oft zwischen zwei Bedürfnissen, die sich gegenseitig herausfordern: Freiheit und Zugehörigkeit.
Freiheit klingt groß. Reif. Emanzipiert. Wer frei ist, braucht niemanden, sagt man. Wer frei ist, entscheidet selbst. Geht, wenn es eng wird. Zieht weiter, wenn etwas nicht mehr passt. Klingt souverän – bis keiner mehr fragt, wo du eigentlich bleibst.
Freiheit fühlt sich nur dann leicht an, wenn im Hintergrund jemand wartet. Jemand, der dich vermisst, ohne dich festzuhalten. Der dich sieht, ohne dich zu beanspruchen. Der Platz lässt – aber nicht verschwindet.
Zugehörigkeit dagegen hat einen anderen Ton. Sie klingt nach „Bleib doch“. Nach Nähe, nach Bindung, nach Mitgemeintsein. Und manchmal auch nach Erwartungen, nach Stillstand, nach dem Wunsch, dass du dich einfügst.
In mir ringen beide Seiten. Die, die sagt: „Mach dein eigenes Ding.“ Und die, die leise fragt: „Gehst du wirklich? Oder hoffst du, dass dich jemand aufhält?“
Ich sehe diesen Widerspruch auch in meiner Arbeit. Menschen, die sich nach Verbindung sehnen, aber nur auf sichere Distanz. Teams, die Selbstverantwortung feiern – aber wissen wollen, wer am Ende entscheidet. Systeme, die Eigenständigkeit fordern – und still Loyalität erwarten.
Vielleicht geht es nicht darum, sich zu entscheiden. Vielleicht ist diese Spannung kein Fehler, sondern ein Zeichen dafür, dass beides wahr ist: Der Wunsch nach Raum. Und der Wunsch nach Resonanz.
Freiheit ohne Zugehörigkeit ist leer. Zugehörigkeit ohne Freiheit ist eng. Vielleicht ist es kein Widerspruch. Vielleicht ist es der Preis, beides zu wollen.