Man sollte meinen, jemand wie ich – die beruflich Konfliktklärungsprozesse begleitet und mit Worten relativ gut umgehen kann – würde es hinbekommen, sich nicht mit einer sehr wichtigen Freundschaft zu zerlegen.
Spoiler: doch.
Und zwar gründlich.
Deshalb bin ich heute umso dankbarer – weil du nach all dem dein Ego zur Seite geschoben hast und etwas gesehen hast, das ich in meiner Sturheit, Rage oder was-auch-immer-das-genau-war zwischenzeitlich völlig aus dem Blick verloren hatte: was uns eigentlich verbindet.
Wir waren nicht gut im Auseinandergehen.
Wir waren laut. Unbequem. Prinzipientreu.
Vielleicht auch stur. Vielleicht auch einfach nur enttäuscht. Der Moment war klar: Das hier – das geht gerade nicht mehr. Nicht so. Nicht jetzt. Nicht mehr miteinander.
Und dann war da diese unangenehme Mischung aus Stolz und Stille.
Man hätte ja schreiben können.
Man hätte ja nochmal fragen können.
Man hätte ja irgendwas Kleines tun können.
Aber beides hat zu viel Raum eingenommen:
die eigene Verletztheit und die Angst, noch eine verbale Backpfeife zu kassieren.
Also blieb es still.
Und dann kam von dir ein Satz – nach mehr als einem halben Jahr – der mich in seiner Schlichtheit komplett erwischt hat:
„Das sind doch nicht wir. Das wird uns doch nicht gerecht.“
Nicht dramatisch. Nicht bedeutungsschwer.
Einfach ein Satz, der sich zwischen all die alten Argumente gestellt hat und sie mit einer überraschenden Ruhe entwaffnet hat. Nicht weil alles vergeben war. Nicht weil alles plötzlich wieder gut war. Sondern weil du bereit warst, die Eitelkeit aus dem Spiel zu nehmen.
Was daraus entstanden ist, war nicht Versöhnung. Sondern Verbindlichkeit.
Nicht im Sinne von: Alles wieder gut.
Sondern im Sinne von: Wir wissen jetzt besser, was wir tun, wenn es das nächste Mal richtig kracht.
Dass wir uns auch anlegen können, ohne gleich an der Verbindung zu zweifeln. Dass wir nicht vorsichtiger sein müssen, sondern klarer. Und dass Vertrauen manchmal genau dann entsteht, wenn man sich traut, sich nicht zu gefallen.
Und vielleicht ist genau das die Freundschaft, die bleibt: Nicht, weil nichts passiert. Sondern weil einer den Mut hatte, zu erinnern, wer wir eigentlich sind – und der andere den Stolz runtergeschluckt hat, um es zu hören.