Wir wissen ja, wie es geht. Grenzen setzen. Klar kommunizieren. Selbstfürsorge und so. Aber mal ehrlich: Es wäre schon nett, wenn wir dabei niemanden vor den Kopf stoßen würden. Ein Nein sagen, das sich anfühlt wie ein sanftes Vielleicht. Eine Grenze ziehen, die niemand irritiert. Idealerweise ist danach trotzdem noch alles harmonisch.
Funktioniert nur leider nicht.
Also tun wir das, was wir immer tun:
Wir sagen nicht „Nein“, wir sagen „Mal sehen…“
Wir sagen nicht „Ich kann nicht“, wir sagen „Ich versuche, es irgendwie hinzubekommen.“
Wir sagen nicht „Das will ich nicht“, wir sagen „Es ist gerade ein bisschen schwierig für mich.“
Und dann wundern wir uns, warum niemand unsere Grenzen respektiert.
Vielleicht, weil wir gar keine setzen?
Denn eine Grenze, die sich für alle bequem anfühlt, ist keine. Sie ist eine höfliche Anregung. Ein netter Wink mit dem Zaunpfahl in der Hoffnung, dass unser Gegenüber von selbst draufkommt.
Aber weißt du, wer besonders schlecht im Grenzen erraten ist? Die Menschen, die sie am dringendsten brauchen.
Und genau hier beginnt das Dilemma: Unsere Angst vor Grenzen ist oft gar nicht die Angst, jemanden zu verletzen. Sondern die Angst, nicht mehr als „nett“ zu gelten. Nicht mehr die Person zu sein, auf die man sich immer verlassen kann. Die Angst, dass jemand enttäuscht sein könnte.
Aber wenn eine Beziehung nur funktioniert, solange wir alles mitmachen – ist es dann wirklich eine Beziehung?
Coaching kann uns helfen, diesen Mechanismus zu durchschauen. Es kann uns zeigen, wo wir uns selbst verlieren, nur um niemanden zu enttäuschen. Aber Coaching kann uns nicht garantieren, dass alle begeistert sein werden, wenn wir plötzlich aufhören, es allen recht zu machen.
Weil Grenzen genau das tun: Sie klären, wer uns wirklich respektiert.
Und die richtigen Menschen werden nicht beleidigt sein, wenn wir endlich für uns selbst einstehen. Sie werden erleichtert sein, dass wir es endlich tun.