Und plötzlich sitzt da wieder jemand, der dich kennt – von heute und trotzdem noch.

Kristin Kirchhoff

Kristin Kirchhoff

04.05.2025

Es gibt diese Abende, die wie ein kurzer Urlaub vom Zeitgefühl sind.
Man sitzt mit einem klebrigen Aperolglas an der Spree und weiß gar nicht, wo man anfangen soll – weil das Leben einfach schneller war als die Freundschaftspflege.
Nicht aus Groll. Sondern weil Kalender sich füllen, Prioritäten sich verschieben, und man manchmal einfach überrollt wird vom ganz normalen Wahnsinn.

Zwei, drei Jahre kaum Kontakt. Und dann sitzt man sich gegenüber – zwei Menschen, die nicht nur die Gegenwart voneinander kennen, sondern auch frühere Versionen.
Die, die vor 15 Jahren dachten, jetzt müsste das Leben langsam mal Kontur bekommen.
Die noch nicht wussten, wie oft man sich neu zusammensetzen würde – aus Entscheidungen, die risikoreich waren, und solchen, die man zu lange ignoriert hat.
Wie oft man sich neu erfindet, ohne zu wissen, ob es schon passt. Und dass Weitermachen manchmal einfach das Einzige ist, was geht.

Und dann erzählt man. Nicht nur Updates, sondern Brüche, Schleifen, Wiederholungen.
Von Orientierungslosigkeit. Von Wendepunkten, die einem alles abverlangt haben. Von On-Off-Dynamiken, aus denen man raus ist – trotz Anlauf und Rückfall.
Von Menschen, die weg sind. Menschen, die dazugekommen sind.

Und dazwischen war auch vieles einfach richtig, richtig gut: Lachen, das alles rausgerissen hat. Abende, die leicht waren. Ideen, die komplett aufgegangen sind. Schritte, die zur richtigen Zeit kamen. Und dieses eine Gefühl, wenn man kurz wusste: Genau so. Genau jetzt.

Und während wir da sitzen und uns diese letzten Jahre erzählen, merke ich: Das war echt viel. Nicht, weil ich’s groß erzählt hätte – sondern weil ich’s einmal in Summe gesagt habe. Freunde im Alltag kriegen alles in kleinen Häppchen. Die Live-Übertragung, mit Ton und Nebengeräuschen. Aber erst, wenn man’s einmal komplett erzählt – und sieht, was das beim Gegenüber auslöst –, merkt man: Anerkennung. Respekt. Auf beiden Seiten.

Manchmal braucht es genau das: Jemanden, der noch weiß, wer wir mal waren. Einen klebrigen Aperol. Und den Blick zurück, um zu sehen, wie weit wir gekommen sind.

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„Was ist dir passiert?“

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In der Weiterbildung für Coaches, die sich im traumasensiblen Mental Health Coaching weiterbilden wollen, bleibt mir ein Moment besonders im Kopf: Als die Leiterin, sagt: