Es gibt diese Theorie, dass manche Menschen einfach zur falschen Zeit kommen. Dass sie dich vielleicht gewählt hätten – unter anderen Umständen. Dass es nicht an ihnen lag, nicht an dir, sondern an etwas Größerem: Timing, Reife, Zufälle.
Das klingt schön. Und es ist bequem. Denn es lässt die Tür einen Spalt breit offen. Es erlaubt uns zu glauben, dass etwas nicht zu Ende ist – sondern nur unterbrochen.
Aber was, wenn das nicht stimmt?
Was, wenn Menschen gar nicht aus Versehen in unserem Leben auftauchen? Was, wenn sie nicht gehen, weil sie „nicht konnten“, sondern weil sie sich – bewusst oder unbewusst – einfach nicht entschieden haben?
Es gibt viele Arten zu gehen. Manche tun es laut, mit Drama, mit Abschieden. Und andere tun es auf eine stillere Weise: Sie bleiben an der Schwelle stehen. Sie treten nicht richtig ein, aber sie verlassen den Raum auch nicht. Sie sagen nicht ja, aber sie sagen auch nicht nein. Sie lassen Optionen offen, aus Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen – und treffen damit die einzig wirklich falsche: Gar keine.
Das Problem ist: Wir halten diese Menschen für besonders. Weil sie uns nie richtig verloren haben, nie ganz losgelassen haben, weil wir fast sicher sein konnten, dass wir ihnen nicht egal waren.
Aber fast reicht nicht.
Denn „nicht sicher gegen dich“ ist nicht dasselbe wie „für dich“. Und Unentschiedenheit ist keine Liebeserklärung.
Als Coach sehe ich das oft: Menschen verwechseln Unklarheit mit Hoffnung. Sie denken, dass jemand, der bleibt, ohne zu bleiben, irgendwann den Mut aufbringt, sich wirklich zu entscheiden.
Aber eigentlich ist es doch so: Wer will, der kann. Und wer nicht kann – will oft nicht genug.
Und das ist keine Tragödie. Es ist eine Erkenntnis.
Denn das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass. Es ist Zögern.
Und die richtigen Menschen zögern nicht.