Vielleicht bist du gar nicht zu viel – vielleicht sind andere einfach nur satt.

Kristin Kirchhoff

Kristin Kirchhoff

14.03.2025

Ich höre oft Sätze wie: „Ich will nicht anstrengend wirken.“, „Vielleicht bin ich einfach zu sensibel.“, „Ich sollte mich weniger aufregen.“ Der Subtext ist immer derselbe: Ich bin „zu viel“. Zu emotional, zu laut, zu direkt, zu fordernd, zu kompliziert.

Und dann? Dann fängt man an, sich zu dämpfen. Man formuliert Sätze vorsichtiger, lächelt mehr als nötig, nimmt sich selbst zurück. Man lacht über Dinge, die man nicht lustig findet, übergeht eigene Bedürfnisse, um nicht „schwierig“ zu sein. Man wird angenehmer, leichter, kompatibler. Und eines Tages merkt man: Man klingt wahnsinnig angenehm – aber auch irgendwie wie ein beige gestrichener Warteraum.

Aber Moment mal: „Zu viel“ für wen genau?

Ja, es kann sein, dass du für manche „zu viel“ bist. Weil Menschen unterschiedlich sind. Weil nicht jeder dein Tempo, deine Tiefe oder deine Intensität teilt. Aber die Frage ist nicht, ob du für andere herausfordernd bist – sondern was du daraus machst.

Es gibt einen Unterschied zwischen gesundem Feingefühl und vorauseilendem Selbstverrat. Klar kannst du dich reflektieren: Bin ich gerade wirklich empathisch oder einfach nur laut? Aber wenn du dich ständig fragst, ob du irgendwem „zu viel“ bist, wird die eigentlich spannende Frage übersehen: Bist du dir selbst eigentlich noch genug?

Denn sich permanent zu regulieren, kostet Energie. Wenn du immer auf der Lautstärke sprichst, die andere gerade angenehm finden, verlierst du irgendwann deine eigene Stimme. Die Lösung ist nicht, dich leiser zu drehen. Die Lösung ist, rauszufinden, wer Bock auf deine Frequenz hat.

Du wirst immer für irgendwen „zu viel“ sein. Zu direkt für die einen, zu nachdenklich für die anderen. Zu emotional für die Rationalen, zu sachlich für die Fühlenden. Zu ambitioniert für die Gemütlichen, zu entspannt für die Getriebenen. Das ist normal. Und kein Grund, dich zu ändern.

Denn das eigentliche Problem ist nicht, dass du „zu viel“ bist. Sondern dass du dich mit Menschen umgibst, die nur Platz für eine entschärfte Version von dir haben.

Was, wenn du gar nicht „zu viel“ bist – sondern einfach nur am falschen Ort versuchst, zu passen?

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