In der Weiterbildung für Coaches, die sich im traumasensiblen Mental Health Coaching weiterbilden wollen, bleibt mir ein Moment besonders im Kopf: Als die Leiterin, sagt:
„Im traumasensiblen Mental Health Coaching fragen wir nicht, was falsch läuft. Wir fragen: Was ist dir passiert.“
Ein Satz, der fast untergeht – und doch hängen bleibt. Vielleicht, weil er eine Grundannahme in Frage stellt, die viel tiefer sitzt, als man denkt: dass Verhalten erklärt, wer jemand ist. Nicht, was ihm zugestoßen ist.
Klar, theoretisch weiß ich das. Trauma entsteht nicht, weil jemand schwach ist. Trauma entsteht, wenn Erfahrungen größer sind als die Fähigkeit, sie zu verarbeiten. Was bleibt, ist nicht das Ereignis – sondern die Art, wie der Körper, wie die Psyche gelernt hat, zu überleben.
Bruce Perry beschreibt es nüchtern: Verhaltensweisen, die heute dysfunktional wirken, waren einmal Anpassungen an eine Bedrohung. Was wir heute problematisieren, war einmal Überleben.
Und doch reicht Theorie nicht. Manchmal braucht es einen Moment, bis man wirklich versteht: Diese Frage – was ist dir passiert – ist kein Werkzeug. Sie verändert die Art, wie wir die Welt sehen.
Nicht, um Geschichten hervorzuholen. Nicht, um etwas zu erklären. Sondern um zu zeigen, dass auch Brüche dazugehören – und den Wert nicht mindern.
Ich denke an eigene Momente, in denen niemand gefragt hat. Momente, in denen das Schweigen schwerer wog als jede Antwort. Vielleicht geht es manchmal einfach nur darum, dazubleiben. Bei den offenen Fragen. Ohne Antworten zu suchen. Und darin etwas Ganzes zu sehen.