Wer hat Recht? Niemand!

Person bei einem coaching
Kristin Kirchhoff

Kristin Kirchhoff

03.01.2025

Gleichzeitigkeit ist die Antwort.

Konflikte sind wie zwei Stimmen, die gleichzeitig sprechen. Beide laut, beide wichtig. Und doch hören wir meist nur unsere eigene. Unser Verstand will eine klare Antwort, eine schnelle Lösung, die alles wieder geradebiegt. Doch Konflikte funktionieren nicht so einfach. Sie sind selten ein Problem mit einer klaren Lösung – oft sind sie etwas, das wir erst einmal aushalten müssen, bevor wir verstehen, wie wir weitergehen können.

Das fällt uns schwer. Es fühlt sich falsch an, dass ich enttäuscht von dir bin und trotzdem verstehe, warum du so gehandelt hast. Dass du mich verletzt hast und ich gleichzeitig weiß, dass du es nicht „böse“ gemeint hast. Dass ich dir etwas nicht geben kann, obwohl ich es gern würde. Beides ist wahr. Gleichzeitig. Und genau das macht Konflikte so anstrengend. Wir mögen keine Widersprüche. Sie fühlen sich an wie eine tickende Zeitbombe: Entweder wir entschärfen sie – oder alles fliegt uns um die Ohren.

Aber die Wahrheit ist doch: Widersprüche explodieren nicht. Sie sind unangenehm, ja, aber sie bleiben ruhig liegen, wenn wir sie lassen. Das eigentliche Problem ist unsere Angst. Angst, dass meine Wahrheit keinen Platz mehr hat, wenn ich deine sehe. Dass mein Schmerz unsichtbar wird, wenn ich deinen anerkenne. Dass ich mich verliere, wenn ich dich verstehe.

Doch genau das ist eine Illusion. Zwei Wahrheiten können nebeneinander existieren, ohne sich gegenseitig auszulöschen. Konflikte lassen sich nicht lösen, indem eine Wahrheit gewinnt. Sie lösen sich, wenn wir uns erlauben, beide nebeneinander zu halten – so unbequem das ist.

Gleichzeitigkeit heißt nicht, dich zu übergehen. Es heißt, dir Raum zu geben, ohne mich selbst an den Rand zu stellen. Es heißt, dich zu sehen, ohne dabei unsichtbar zu werden. Genau hier beginnt die wirkliche Lösung: wenn niemand klein gemacht wird, damit der andere groß sein kann.

Vielleicht ist das die wichtigste Lektion in jedem Konflikt: Es geht nicht darum, zu gewinnen. Es geht darum, zu bleiben. Und vielleicht ist das auch die Übung von allen: nicht, wer am Ende recht hat, zählt – sondern, dass wir uns noch sehen können, wenn alles gesagt ist.

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