Veränderung wird oft als Akt des Mutes inszeniert. Als Sprung, als Durchbruch, als bewusste Überschreitung einer inneren Linie. Aber ich glaube, das ist eine spätere Phase. Vielleicht sogar die vorletzte.
Aber davor passiert etwas anderes. Etwas, das oft übersehen wird. Es ist die innere Erlaubnis.
Erlaubnis, hinzuschauen. Erlaubnis, zu fühlen, was eigentlich längst da ist. Erlaubnis, mit sich selbst nicht länger gegen sich zu arbeiten, nur um zu passen.
Ich erlebe das in meiner Arbeit, in Gesprächen und natürlich auch in mir selbst: Menschen halten sich nicht zurück, weil sie keinen Mut haben. Sondern weil sie sich bestimmte Dinge nicht erlauben.
Nicht erlauben, wütend zu sein. Nicht erlauben, traurig zu sein, obwohl „alles gut“ ist. Nicht erlauben, etwas nicht mehr zu wollen, das man sich doch so lange gewünscht hat.
Manchmal klingt diese Nicht-Erlaubnis einfach vernünftig. Oder sehr erwachsen. Und manchmal ist sie eine alte Loyalität… zu jemandem, den man nicht enttäuschen will. Oder so etwas wie Scham. Manchmal diffus, aber deutlich – immer dann, wenn das Eigene zu sichtbar wird.
Ich glaube nicht, dass man diese Schwellen erzwingen kann. Aber man kann sie erkennen. Und man kann lernen, in diesem inneren Moment nicht sofort weiterzublättern. Sondern zu bleiben. Und den Satz stehen zu lassen: „Ich darf.“




