Mit widersprüchlichen Signalen umgehen.
Es sind nicht immer nur die großen Katastrophen, die uns zermürben – es sind vielmehr die widersprüchlichen Signale, die uns still und leise den Verstand rauben. Ein “Lob”, das gleichzeitig wie Kritik klingt. Eine Einladung, die Nähe verspricht, aber Distanz schafft. Eine Nachricht, die zwischen den Zeilen mehr sagt, als sie sollte – und doch keine Klarheit schenkt.
Solche Signale lösen in uns Stress aus, weil sie unser Bedürfnis nach Sicherheit untergraben. Unser Gehirn ist darauf programmiert, Muster zu erkennen und Entscheidungen zu treffen. Doch in der Uneindeutigkeit bleibt es hängen, dreht sich im Kreis, sucht verzweifelt nach Sinn. Das kann auf Dauer erschöpfend sein – wie ein Auto, das mit angezogener Handbremse Vollgas gibt.
Und genau da lauert die Gefahr: Wir versuchen zu entschlüsseln, was uns nicht gehört. Wir deuten, interpretieren, rennen hinter der Klarheit her, die uns andere nicht geben können oder wollen. Dabei verlieren wir den Kontakt zu uns selbst – zu unserem eigenen Kompass.
Der Ausweg? Er liegt in der bewussten Pause. Einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen: „Was brauche ich gerade wirklich? Was fühlt sich für mich stimmig an?“ Doch das ist oft erst der Anfang. Denn Uneindeutigkeit zwingt uns, unsere Grenzen neu zu verhandeln – mit anderen und vor allem mit uns selbst.
Es erfordert Mut, die Deutungshoheit abzugeben und zu akzeptieren, dass nicht alle Rätsel gelöst werden müssen. Der eigentliche Ausweg liegt darin, den Fokus zu verschieben: von dem, was unklar bleibt, zu dem, was in uns klar werden kann.
Manchmal zeigt sich der Weg nicht durch eine Antwort, sondern durch die Entscheidung, welche Frage wir nicht mehr stellen wollen. Die Freiheit beginnt, wenn wir erkennen, dass wir nicht alles entschlüsseln müssen, um voranzukommen. Uneindeutigkeit aushalten heißt auch: sich selbst zu vertrauen, dass wir auch im Nebel Schritt für Schritt unseren Kurs finden können.