Warum Widerstand ein Gesprächsangebot ist.
In Mediationen taucht er immer auf: der Moment, in dem jemand blockiert. Schweigen, verschränkte Arme, ein genervtes „Das bringt doch alles nichts“. Auf den ersten Blick scheint das wie Stillstand. Aber aus psychologischer Sicht passiert hier etwas Hochspannendes: Widerstand ist keine Verweigerung – er ist ein Signal.
Widerstand sagt: „Ich fühle mich nicht sicher.“ Oder: „Ich habe Angst, gehört zu werden und trotzdem zu verlieren.“ Vielleicht auch: „Ich will das hier gerade, aber ich weiß nicht, wie.“ Er ist kein Nein. Er ist ein „So nicht“ oder ein „Noch nicht“.
In unserer Arbeit als Mediator:innen ist Widerstand wie ein Nebel, der sich plötzlich über das Gespräch legt. Unangenehm? Klar. Aber auch eine Einladung, langsamer zu werden und hinzusehen. Was löst den Widerstand aus? Wo fehlt Vertrauen, wo fehlt Verständnis? Oft zeigt sich: Die Person, die blockiert, hat etwas so Wichtiges zu sagen, dass sie sich lieber zurückzieht, als es falsch auszudrücken.
Der Fehler wäre, Widerstand wegzudrücken. Das funktioniert nie. Es verstärkt nur das Gefühl: „Hier versteht mich niemand.“ Stattdessen hilft Zuhören. Nicht nur auf die Worte, sondern auf das, was darunter liegt. Widerstand ist oft der Moment, in dem ein Gespräch wirklich anfängt.
Denn wenn Menschen blockieren, dann nicht, weil sie nicht wollen. Sondern weil sie nicht wissen, ob sie dürfen. Widerstand ist die Einladung, das herauszufinden.