Irgendwann im Dezember passiert es. Zwischen dem dritten Glühwein und der sechsten „Last Christmas“-Wiederholung klopft sie an, diese Frage: „Und, was ist dieses Jahr aus dir so geworden?“ Unverschämt, oder? Sie kommt genau dann, wenn wir abschalten wollen, und setzt sich mitten ins Kerzenlicht, als wäre sie eingeladen gewesen.
Natürlich versuchen wir, die Frage wie eine lästige Weihnachtswerbemail zu ignorieren. Aber sie bleibt. Und so fangen wir an, unser Jahr zusammenzurechnen: die Steuererklärung, die fast pünktlich abgegeben wurde; die Morgenroutine, die drei Wochen hielt; die großen Sportpläne, die es nicht über den Februar hinaus geschafft haben. Unterm Strich: durchwachsen.
Doch das fühlt sich falsch an, oder? Als könnte man das Leben auf ein Kontenergebnis reduzieren, das am 31. Dezember abgeschlossen sein muss. Dabei passiert das Wesentliche oft abseits der großen Pläne: in Momenten, die kein Ziel hatten, keinen Titel, keinen Haken auf der To-do-Liste. Wenn die Zeit stillsteht, weil dir jemand wirklich zuhört und dich versteht. Oder wenn du vor Lachen keine Luft mehr bekommst, obwohl der Anlass eigentlich zum Durchdrehen war.
Dieses Jahr hat mir gezeigt, dass das Leben selten nach Plan läuft. Aber genau in diesen Momenten, in denen der Plan fehlt, entsteht etwas Besonderes. Vielleicht sollten wir uns deshalb am Ende eines Jahres weniger fragen, was wir erreicht haben, sondern wer und was uns begleitet hat.
Es sind die Menschen, die in schwierigen Momenten eine tröstende Hand gereicht haben. Die, die überraschend vor der Tür standen, als es keine Worte brauchte, sondern einfach Nähe. Die, die in unserem Chaos geblieben sind – oder in unserer Trauer. Es sind auch die stillen Augenblicke, die uns getragen haben: ein spontanes Lächeln, ein Blick, der Verständnis schenkt, oder ein Gespräch, das genau zur richtigen Zeit kam.
Denn das bleibt, wenn alles andere vergeht: die Menschen, die da sind. Die Momente, die uns durchgetragen haben. Und die Lücken dazwischen, in denen das Leben passiert